Ich erinnere mich an deine Tugenden und Fähigkeiten nicht nur mit äußerstem Schmerz, sondern auch mit Dankbarkeit und Freude.
Es ist uns vergönnt gewesen, über vierzig Jahre unser Leben in Würde zu teilen. Wir haben uns damals verlobt, als der Staat noch frei war.
Dann wurde ich auf Befehl von Pompeius in die Provinz Mazedonien entsandt. Zu dieser Zeit verloren wir beide unsere Eltern vor dem Tag unserer Hochzeit: Mutter und Vater wurden auf grausame Weise während der Reise getötet.
Du allein hast dich auf deine Stärke verlassen und den Tod unserer Eltern gerächt. Du hast dich mit solcher Entschlossenheit im Dienst der Pietät um Rache und Anklage bemüht, dass ich nicht mehr dazu in der Lage war.
Während du diese Angelegenheiten verfolgt hast, hast du nie gewagt, das Elternhaus zu verlassen; du hast sofort die Strafe für die Schuldigen vollstreckt und bist dann in das Haus meiner Mutter gegangen, um meine Ankunft zu erwarten.
Nach meiner Rückkehr nach Italien haben wir geheiratet und waren sehr glücklich. Aber als der Bürgerkrieg unter der Führung von Caesar ausbrach, waren unsere Seelen von Hoffnung und Furcht geplagt.
Nachdem ich die Seite Pompeius' unterstützt hatte, wurde mir die Bürgerschaft entzogen, und ich ging aufs Land, wo ich mich versteckte. Ich konnte dich nicht mitnehmen, es war unmöglich.
Du jedoch hast dich entschieden, meiner Flucht auf vielfältige Weise zu helfen: Du hast mich mit Dienern, Nahrung, Geld und sogar Schmuck ausgestattet und hast die Wächter unserer Gegner getäuscht.
Während meiner Abwesenheit gab es zahlreiche Angriffe auf unser Haus, aber du hast es mit erstaunlichem Mut verteidigt.
Nach dem Tod von Julius Caesar erhielt ich dank der Fürsprache und des Urteils von Octavian, obwohl sein Kollege M. Lepidus dagegen war, meine Bürgerschaft zurück. Doch in der Stadt behandelte dich Octavian, trotzdem du ihm zuvor in Demut zu Füßen gelegen hattest, in einer unwürdigen Weise.
Du hast schändliche Verletzungen erlitten, aber – was in solchen Angelegenheiten nicht oft vorkommt – hast du mit lauter Stimme über das Unrecht geklagt, um den Verursacher meiner Gefahr zu enthüllen.
Nachdem die Welt befriedet und der Staat wiederhergestellt war, erlebten wir ruhige und glückliche Zeiten. Uns wurde das lang ersehnte Glück zuteil, Kinder zu haben, das uns das Schicksal bisher verwehrt hatte.
Du hattest Zweifel an deiner Fruchtbarkeit und trauertest um meine Verlassenheit und sprachst sogar von einer anderen Ehe! War mein Wunsch, Kinder zu haben, so groß oder meine Not so dringend, dass ich unser gewohntes Band brechen würde?
Unsere Ehe konnte nur durch den Tod getrennt werden. Möge die Gottheit dich in Frieden ruhen lassen und dich so schützen, wie du es verdienst. Möge die Erde leicht über dir sein!